Sophie Bassignac – Die gepflegten Neurosen der Mademoiselle Claire

Gegenwartsliteratur

 

Verlag: btb-Verlag

Umschlaggestaltung: © semper smile, München

Umschlagabbildung: © Getty Images/Peter Phipp, Getty Images/Kathrin Ziegler, Getty Images/Michael Mohr

ISBN-13: 978-3-442-74209-7

Seiten: 253 Seiten

Erschienen: 9. Juni 2014

Preis: 8,99 €

Gelesen: 6/2014

 

Zum Inhalt

Claire liebt ihre Wohnung, denn der Innenhof bietet mit den vielen Fenstern der anderen Wohnungen interessante Einblicke in fremde Welten und andre Leben. Für Claire, die die Menschen eigentlich scheut und sich in die Welt der Bücher zurückzieht, ein willkommener Zeitvertreib. Vor allem der erst kürzlich eingezogene Japaner erregt ihr Interesse, ihn will sie nicht nur beobachten, sondern auch persönlich kennenlernen. Und er scheint irgendein Geheimnis zu hüten…

 

Meine Meinung

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, denn ich mag französische Geschichten, ihren Charme und Esprit. Dieses Buch jedoch hat es mir nicht leicht gemacht, denn so viel Gutes ich in dem Buch finden konnte, so viel habe ich leider auch zu bemängeln.

Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen: ein Wohnhaus mit einem Innenhof, beleuchtete Fenster, die einen Einblick in andere Familien erlauben, in deren Geschichten und in das Leben fremder Menschen. Deshalb finde ich auch den Originaltitel „Les aquariums lumineux“ so passend und viel besser als den deutschen Titel. Claire als Protagonistin passt zu dieser Idee des Buches hervorragend, sie ist ein interessanter Charakter, außergewöhnlich, vor allem aber mit verschrobenen Einstellungen: Eigensinnig, gelangweilt von den Menschen, fasziniert von der Welt der Bücher, dramatisch und hypochondrisch. Ich mochte sie und ihre „gepflegten Neurosen“ und habe sie in manchen Dingen sogar gut verstehen können.

Ich mochte auch die Beschreibungen der anderen Bewohner, ihre Macken und Eigenheiten, doch dann entwickelt sich die Geschichte in eine Richtung, die mir nicht gefallen hat und wo mir dann auch der rote Faden fehlte – ein Nachbar verschwindet, Claire sucht ihn und kommt einem alten Zwist auf die Spur. Wenn man in dieser zweiten Hälfte des Buches nun einen Krimi oder Thriller erwartet, wird man enttäuscht sein, denn spannend oder fesselnd ist die Geschichte nicht. Sie dümpelt vor sich hin, viele Beschreibungen lenken von der Suche nach dem Nachbarn ab. Dabei sind diese Beschreibungen nicht uninteressant, vielmehr pointiert und manchmal erschreckend wahr und ehrlich - aber einfach nicht passend zu dem vermeintlichen Thriller.

Was mir wirklich sehr gut gefallen hat ist der Schreibstil – er ist beschreibend und aufdeckend, manches Mal poetisch und bleibt doch die ganze Zeit sehr gut lesbar. Die Autorin beleuchtet Dinge mal von einer anderen Seite und zeigt damit interessante Sichtweisen und Aspekte des Lebens.

 

Mein Fazit

Dieses Buch hat sehr interessante Ansätze, wenn man es als Charakterstudie sieht. Denn Claire als Protagonistin ist eine sehr ungewöhnliche junge Frau mit sehr eigenen Ansichten und Einstellungen, dabei aber sympathisch und liebenswert. Die Geschichte jedoch entwickelt sich in der zweiten Hälfte anders als erwartet und konnte mich dann gar nicht mehr überzeugen. Dafür der Schreibstil umso mehr, der angenehm zu lesen ist, sich dabei als poetisch und ansprechend entpuppt. Da mich aber die Geschichte nicht überzeugen konnte, gebe ich für dieses Buch – trotz der auch guten Aspekte – 3 Sterne. 

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