Olivier Adam – Nichts was uns schützt (Á l’abri de rien)

Gegenwartsliteratur

 

Verlag: Klett-Cotta

Schutzumschlag: malsyteufel, willich unter Verwendung eines Fotos von gettyimages/Juho Kuva

ISBN-13: 978-3-608-93606-3

Seiten: 208 Seiten

Erschienen: März 2009

Preis: 19,95 €

Gelesen: 2/2014

 

Zum Inhalt

Die Ich-Erzählerin Marie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einer kleinen französischen Vorstadt. Sie ist Hausfrau und Mutter, doch zerfrisst sie fast diese Eintönigkeit, es macht Marie unzufrieden und selbstverloren. Durch Zufall wird sie auf ein Flüchtlingslager aufmerksam und fängt an, hier zu helfen. Doch während sie den einen alles gibt, vergisst sie ihre Familie und vernachlässigt ihre Kinder. Immer mehr wird sie aufgesogen von ihrer neuen Aufgabe, bis die Polizei einschreitet.

 

Meine Meinung

Olivier Adam hat wirklich einen grandiosen Schreibstil und nur wenige schaffen es, mich durch den Stil in eine bestimmte Stimmung – hier war es Melancholie - zu versetzen. Dies ist Olivier Adam auch diesmal wieder gelungen. Es sind kurze Sätze, manchmal zerrissen und kein Gedanken wird zu Ende gedacht, sondern hin und her gesprungen. Genauso gibt es immer wieder Zeitsprünge, die mich gerade am Anfang sehr verwirrt haben. Genau dies aber zeigt die Zerrissenheit der Ich-Erzählerin, die nicht so recht weiß, was sie mit sich soll und innerlich uneins ist, nicht zu sich stehen kann.

Ich gebe zu - ich mochte die Protagonistin nicht, in sie kann ich mich einfach nicht hineinversetzen. Engagement für Flüchtlinge zu zeigen finde ich klasse – doch die Motivation der Ich-Erzählerin, dies zu tun, gefällt mir nicht. Ich hatte den Eindruck, sie macht es aus Zufall, weil sie halt da so reingerutscht ist, aus Langeweile, die sie als Hausfrau und Mutter empfindet. Dass sie dann bei ihren Einsätzen ihre eigene Familie total vergisst, sie vernachlässigt, die Kinder mit in die Geschichte reinzieht – ich kann und möchte das nicht gut heißen. Ich hatte beim Lesen auch nicht den Eindruck, dass sie – wie der Klappentext sagt - an ihrem Engagement zerbricht – mein Eindruck war eher, dass sie schon vorher zerbrochen war, in ihrem Leben einfach etwas nicht stimmte und sie auf der Suche war, sich selber sucht und ausprobiert.

Das Thema Flüchtlinge ist ein sehr sensibles und mit dieser Geschichte bekommt man einen Einblick in das, was tatsächlich geschieht. Auch das macht traurig – so lässt mich der Roman leider insgesamt traurig und hoffnungslos zurück.

 

Mein Fazit

Ein sensibles Thema, eine mir unsympathische Protagonistin und ein grandioser Schreibstil. Wie soll ich das bewerten? Schwierig. Immer wieder würde ich zu Büchern von Olivier Adam greifen, da ich weiß, dass er mich mit seinen Worten und seiner Art zu schreiben fassen kann, doch diesmal mochte ich die Protagonistin nicht, konnte mich nicht in sie hineinversetzen und letztlich hat sie mich auch wütend gemacht – insgesamt vergebe ich daher nur 3 Sterne für dieses in der Aufmachung wunderbare Buch.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Hier findest du mich auch:

Abo per E-Mail: